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Unser Wirken: Wie es zur Gründung des Schwendi-Freundschaftsbundes kam

Trinationale Vereinigung von Gemeinden stellt sich vor.

Roger Schmitt, ehemaliger Bürgermeister der Stadt Kientzheim im Oberelsass und  dreißig Jahre lang Präsident des Lazarus-von-Schwendi-Bundes, berichtet am 16. April 2016 im Ehrensaal des Rathauses in Kientzheim über die Anfänge des Bundes:

 

Die Initiative zur Gründung des grenzübergreifenden Schwendi-Bundes ging von Lehrer Engelbert Pfefferle aus Ehrenkirchen im Breisgau aus. Pfefferle, der im Zweiten Weltkrieg einen Arm verlor, war überzeugt, dass man aus der gemeinsamen Geschichte lernen kann, um zukünftig ein einiges Europa der Regionen zu schaffen. Gerade die französischen und deutschen Gemeinden links und rechts des Rheins können dabei eine Vorreiterrolle spielen. Der oberschwäbische Adlige Lazarus von Schwendi, ehemaliger Herr von heute französischen Gemeinden im Elsass und heute deutschen Gemeinden in Baden, kann dabei helfen, Brücken zu schlagen.

 

Anfänglich, so berichtet Roger Schmitt, stand Engelbert Pfefferle vor verschlossenen Türen, ließ aber nicht locker und konnte schließlich den Kientzheimer Bürgermeister Schwarz und den auf ihn folgenden Bürgermeister Roger Schmitt auf seine Seite ziehen. Zusammen mit  André Herscher und dem Kientzheimer Pfarrer Eugen Papirer begann man für den Schwendibund zu werben.

 

Engelbert Pfefferle erklärte am 15. Juni 2013 auf dem Schwendibund-Treffen in Triberg, dass ursprünglich nur eine Dreierpartnerschaft zwischen Kientzheim, Schwendi und Kirchhofen geplant gewesen sei.

 

André Herscher, der künstlerisch sehr begabt war, entwarf später das Schwendi-Wappen und einige Urkunden für den Bund. Auch das Schwendibund-Wappen, das als Emailletafel an den Rathäusern der Schwendigemeinden hängt, stammt von ihm. Pfarrer Eugen Papirer lernte Pfefferle 1970 bei einem Vortrag über Schwendi im Bildungswerk in Ehrenkirchen kennen. Eugen Papirer brachte 1982 schließlich seine Chronik heraus mit dem Titel „Kientzheim en Haute-Alsace. La ville de Lazare de Schwendi“.

 

Seither beschäftigte sich Engelbert Pfefferle († 2016) mit Lazarus von Schwendi und hielt 1982, ein Jahr vor dem 400. Todestag Schwendis, ebenfalls einen Vortrag mit dem Titel „Aus dem Leben und Wirken des Lazarus von Schwendi. Am 27. Mai  1983 hielt Professor Hugo Ott zum 400. Todestag Schwendis erstmals seinen Vortrag über Lazarus von Schwendi in Ehrenkirchen.

 

Nun, von der Sache überzeugt, fuhr Roger Schmitt, zusammen mit Andrè Herrscher, 17 Gemeinden ab, um für die Gründung des  Schwendi-Freundschaftsbundes zu werben. Überall stieß man jetzt auf Zustimmung.

 

Zum 400. Todestag Schwendis wurden die Bürgermeister der Schwendigemeinden am 23./24. Juli 1983 nach Kientzheim eingeladen, wo Lazarus von Schwendi begraben liegt. Unter den Bürgermeistern wurde dort die Idee von Engelbert Pfefferle weiterentwickelt, einen Schwendibund zu gründen, so dass es schon am 10. Mai 1986 zur Gründung des Schwendi-Städtebundes in Kientzheim im Oberelsass kam.

 

Das erste Treffen der Schwendibund-Gemeinden fand dann am 23. Mai 1987 in Ehrenkirchen statt, wo Professor Hugo Ott seinen kurzweiligen Vortrag aus dem Jahr 1983 über Lazarus von Schwendi vor den Delegierten des Schwendi-Städtebundes wiederholte. Sein Vortrag wurde auch ins Französische übersetzt und  1988 in Colmar gedruckt und allen Schwendi-Gemeinden zur Verfügung gestellt.

 

Nachdem Roger Schmitt 30 Jahre als Präsident dem Schwendi-Städtebund vorstand, folgte ihm 2016 Gerhard Maurer aus der namensgebenden Gemeinde Schwendi in Oberschwaben als Präsident des internationalen Freundschaftsbunds nach.

 

Nicht alle Gemeinden, in denen Lazarus von Schwendi lebte, über die er regierte, die in seinem Besitz waren oder in denen er Güter bzw. Häuser besaß, traten 1986 dem Schwendi-Städtebund bei, einer internationalen Partnerschaft, die europäischen Charakter trägt. Teils weil kein Interesse vorhanden war, teils weil Schwendis Besitzungen zum damaligen Zeitpunkt offensichtlich nicht allseits bekannt waren.

 

Zum Schwendibund fanden sich die nachfolgenden Gemeinden zusammen (Die kursiv gedruckten Gemeinden bzw. ehemalig eigenständigen Gemeinden sind nicht Mitglied des Freundschaftsbundes):

 

Die Stadt Philippeville im heutigen Belgien, die Schwendi 1555 befestigte und deren erster Gouverneur er wurde.

 

Aus der Herrschaft Burkheim, in deren Besitz Schwendi 1560 kam, die ehemalige Amtsstadt Burkheim. Die Gemeinden des sogenannten „Talgangs“, die heute mit Burkheim zur Gemeinde  „Vogtsburg“ vereinigt sind, nämlich Niederrotweil, Oberrotweil, Oberbergen und Alt-Vogtsburg waren aber ebenfalls im Besitz des Lazarus von Schwendi.

Dieser besaß zusätzlich auch die Gemeinde Jechtingen am Kaiserstuhl und war seit 1552 Burgvogt der Stadt Breisach.

 

Die Stadt Kaysersberg, deren Reichsvogt Lazarus von Schwendi im Jahr 1573 wurde.

Schwendi war auch im Besitz der Stadt Münster im Münstertal.

 

Aus der ehemaligen Herrschaft Landsberg, die Schwendi 1563 erhielt, die Gemeinden Kientzheim, Sigolsheim, Ingersheim, Katzenthal, Logelheim, Niedermorschwihr, Wintzenheim, Ammerschwihr und Turckheim. Damit sind alle ehemaligen Herrschaftsgemeinden vertreten.

 

Aus der ehemaligen Herrschaft Triberg, die Schwendi 1563 erwarb, die ehemalige Amtsstadt Triberg, zu der seit der Eingemeindung auch die früher eigenständigen Gemeinden Nußbach und Gremmelsbach gehören.

Zur Herrschaft Triberg gehörten aber auch die Gemeinden Schönwald, Schonach, Rohrhardsberg, Niederwasser, Furtwangen, Gütenbach, Neukirch und Rohrbach, die eigentlich auch dem Schwendibund angehören sollten.

 

Aus der ehemaligen Herrschaft Kirchhofen, die Schwendi 1577 erwarb, die heutige Gemeinde „Ehrenkirchen“, die sich aus den ehemaligen Gemeinden Kirchhofen, Ehrenstetten, Oberambringen und Unterambringen zusammensetzt.

 

In der Gemeinde Mittelbiberach wurde Lazarus von Schwendi geboren, der aus einem Adelsgeschlecht stammt, das seinen Namen von der oberschwäbischen Gemeinde Schwendi erhielt.

Seine Jugend verbrachte Schwendi in der Freien Reichstsadt Memmingen östlich der Iller. Die Stadt Memmingen ist nicht Mitglied des Schwendibundes.

 

Darüber hinaus besaß Lazarus von Schwendi Güter bzw. Rechte in den nachfolgenden Gemeinden, die den Freundschaftsbund bereichern würden: Fessenheim, Enzisheim, Ottmarsheim, Bantzenheim, Schönweiler (Scherwiller?), Albrechtstal, Straßburg (Haus), Freiburg (Haus), Wien (Güter in Kagran, Hirschstätten, Auerstal und Steinabrunn), Ungarisch Neustadt / Nagy Banga (Haus).

 

 

Klaus Nagel, Triberg

11. November 2016

 

Der langjährige Präsident des Bundes, Roger Schmitt (1986-2016), wird von Gerhard Maurer zum Ehrenpräsidenten ernannt.

Die ehemals österreichische Herrschaft Hohenlandsberg vor 1648.

Der langjährige Präsident Roger Schmidt (1986-2016) wird von Gerhard Maurer zum Ehrenpräsidenten ernannt.

Die Gründungsväter des Schwendi-Freundschaftsbundes: Roger Schmitt aus Kientzheim und Engelbert Pfefferle aus Ehrenkirchen

Die ehemals österreichische Herrschaft Triberg, wie sie von 1355 bis 1806 bestand. Als Badisches Bezirksamt existierte die ehemalige Herrschaft im Wesentlichen sogar bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1924.

Präsident Gerhard Maurer mit dem ehemaligen Präsidenten Roger Schmitt  vor dem Grabdenkmal des Lazarus von Schwendi in Kientzheim

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