Lazarus von Schwendi
„Ritter und Freiherr von Hohenlandsperg, Herr zu Kirchhoven, Pfandherr zu Burkheim, Dreyberg und Kaysersberg, der Röm. K. Mt. Rath und gewester Feld-Obrister zu Oberungarn“
Kurzbiographie
zusammengestellt von Klaus Nagel (Triberg) © 2016
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1522 - Geboren am Festtag des hl. Lazarus im vorderösterreichischen Mittelbiberach als uneheliches Kind der Dienerin Appolonia Wenken und des Ruland von Schwendi, sesshaft zu Memmingen. Ruland von Schwendi war befreundet mit Ritter Bernhard von Schad, Herr auf Schloss Mittelbiberach, dessen Frau eine natürliche Tochter des Kaisers Maximilian ist.
03.08.1524 - Kaiser Karl V. legitimiert den unehelichen Lazarus.
17.01.1525 - Ruland von Schwendi macht sein Testament in der Stube seines Stadthauses in der Freien Reichsstadt Memmingen und verfügt die Vormundschaft des Memminger Rates über Lazarus bis zum 24. Lebensjahr.
30.06.1525 - Ruland von Schwendi stirbt in Ulm. Der dreijährige Lazarus zieht mit seiner Mutter nach Memmingen und besucht dort die Lateinschule.
05.02.1528 - Erbstreitigkeiten. Es kommt zu einem Vergleich vor dem Bischof von Augsburg.
12.02.1528 - Kaiser Karl V. bestätigt den Vergleich um das Erbe.
1536/37 - Lazarus von Schwendi immatrikuliert sich an der Universität Basel („Lazarus a Schwenden Memmingensis“). Sein Lehrer ist der Reformator Oecolampadius, der die Basler Universität prägt.
Um 1538 - Immatrikulation an der Universität Straßburg, um Jura zu studieren.
1539 - Vormünder ermahnen Schwendi zum eifrigen Studium der Jurisprudenz.
01.03.1545 - Nachdem Schwendi nach Memmingen zurückkehrte, wird er vom Rat für mündig erklärt. Bis 1550 führt Schwendi einen scharfen Briefwechsel mit dem Rat.
1546 - Schwendi tritt in den Dienst Kaiser Karl V.
05.06.1546 - Eröffnung des Reichtags von Regensburg. Schwendi tritt erstmals an der Seite Kaiser Karls V. in Erscheinung.
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17.06.1546 - Kaier Karl V. schickt Schwendi in die Städte Augsburg, Ulm und Straßburg, um Ausgleich im religiösen Zwiespalt zu finden. Dabei mahnt Schwendi zur gegenseitigen Toleranz.
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04.06.1547 - Schlacht bei Mühlberg im Schmalkaldischen Krieg bringt Kaiser Karl V. den Sieg. Schwendi wird nach Gotha und Grimmenstein gesandt, um die Festen zu schleifen. Dabei werden die neugläubigen Bürger von ihm rücksichtsvoll behandelt.
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14.01.1548 - Festnahme des Söldnerführers Sebastian Vogelsberger bei der Stadt Weißenburg, der vor seiner Enthauptung auf dem Reichstag in Augsburg Schwendi als „Bösewicht und Erzschelm“ bezeichnet, was Schwendi üble Nachrede einbringt (vgl. Chronik der Grafen von Zimmern), aber auch die Gunst bei Kaiser Karl V.
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1551 - Noch 1551 wird Schwendi von einem Engländer als „perverse and bloody papist“, als „verstockter grimmiger Papist“ bezeichnet. Er entwickelt sich später dann aber zum Vorkämpfer der Glaubensfreiheit, zum Rufer nach religiöser Toleranz, der den inneren Frieden im Deutschen Reich durch gegenseitige Verständigung und nicht mehr durch Waffen zu erreichen sucht.
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1552 - Schwendi ist als kaiserlicher Kommissar unterwegs. Dabei gelingt es ihm, Gegner des Kaisers wieder auszusöhnen.
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23.12.1552 - Im Feldlager von Metz erhebt Karl V. Schwendi in den Ritterstand und verleiht ihm den Titel „Kaiserlicher Hofrath“. Das Wappen Schwendis wird vermehrt. Schwendi vertritt noch den Standpunkt des Kaisers und das Interesse der spanischen Weltherrschaft. Erst die Erfahrungen der nächsten Jahre sollten aus ihm allmählich einen eifrigen Verfechter religiöser Duldung machen.
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1552 - Schwendi wird Burgvogt von Breisach am Rhein und bleibt es über 30 Jahre lang bis zu seinem Tod im Jahr 1583.
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1552 - Heirat mit Anna Böcklin von Böcklinsau aus einem Straßburger Rittergeschlecht. Vater Annas ist Wilhelm Böcklin.
1553 - Schwendi wird vom Kaiser zum Mitglied seines Reichshofrats ernannt.
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Februar 1555 - Schwendi wird nach Antwerpen entsandt.
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Oktober 1555 - Karl V. dankt ab, sein Bruder Ferdinand wird sein Nachfolger. Die Regierung Spaniens und der spanischen Niederlande überträgt er seinem Sohn Philipp. Schwendi ist nun im Dienst des spanischen Königs Philipp II. Er befestigt die neugegründete Stadt Philippeville (heute Belgien, Provinz Namur) und wird erster Gouverneur dieser Festung.
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1557 – 1559 - Im Kampf gegen Frankreich erhält er den Titel „Sieger von St. Quentin (1557) und Graveline (1558)“. Schwendi kämpft als Oberst eines Regiments deutscher Landsknechte an der Seite Wilhelms von Oranien und des Grafen Egmont.
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1559 - Kaiser Ferdinand verleiht dem „Burgvogt zu Brysach“ für seine Verdienste um das Haus Österreich „Schloß, stat, unnd Herrschaft zu Burkheim mit allen nutzungen“ (mit den Gemeinden Niederrotweil, Oberrotweil, Oberbergen, Vogtsberg und Jechtingen) gegen 11.000 Gulden. Schwendi baut die Burgruine in Burkheim zu einem Renaissanceschloss aus.
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1560 - Schwendi dankt als Regimentsgouverneur ab, bleibt aber als Berater in spanischen Diensten bis 1564. Er ist unterwegs in Brüssel, Antwerpen, England und in vielen Städten in Deutschland. Schwendi ist weiterhin Burgvogt in Breisach und bemüht sich nun um Güter am Oberrhein.
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1562 - Schwendi erhält von Kaiser Ferdinand die Bewilligung, die „Herrschaft und Schloß Treyberg“ mit den Gemeinden Triberg, Nußbach, Gremmelsbach, Niederwasser, Schonach, Rohrharsberg, Rensberg, Schönwald, Furtwangen, Gütenbach und Neukirch vom bisherigen Inhaber, dem Kaiserlichen Rat Dr. Johann Ulrich Zasius abzulösen. Am 04.08.1563 berichtet die vorderösterreichische Landesregierung aus Ensisheim nach Innsbruck von der Übernahme der Herrschaft Triberg durch Schwendi.
21.01.1563 - „Declaration Ferdinandea“ – in Konstanz erhöht Kaiser Ferdinand I. die Zahl der Reichsratssitze von 15 auf 21 und bestimmt, dass kein zu einem öffentlichen Amt Tauglicher wegen seiner Religion ausgeschlossen werden darf. Schwendi, der an den Verhandlungen teilnahm, erhielt vom Kaiser dort die Zustimmung zum Erwerb der Herrschaft Hohenlandsberg.
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02.02.1563 - Schwendi schickt zwei Diener von Burkheim nach Freiburg, wo sich sein Sohn Wilhelm mit seiner Mutter befindet, um diesen verhaften zu lassen, damit er ihm zugeführt werden kann.
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30.04.1563 - Kaiser Ferdinand bittet den Rat der Stadt Straßburg, wohin sich Anna Böcklin von Böcklinsau mit ihrem Sohn begeben hatte, Schwendi zu seinem Recht zu verhelfen.
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1563 - Schwendi kauft die Herrschaft Hohenlandsperg mit der Hohenlandsburg und den Gemeinden Kientzheim, Sigolsheim, Ingersheim, Katzental und Teilen von Anmmerschweier, Türkheim, Morschweier und Winzenheim. Schwendi wohnt im Schloss in Kientzheim.
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25.07.1564 - Kaiser Ferdinand I. stirbt. Schwendi wohnt in Frankfurt am Main der Wahl Maximilian zum Römischen König bei.
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18.12.1564 - Bestallungsurkunde von Kaiser Maximilian II. als „Oberster über alles Theutsches Kriegsvolckh“ in der Zips gegen die türkische Gefahr.
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22.12.1564 - Schwendi bricht von Wien auf, zieht nach Ungarn, wo die Türken schon eingedrungen sind. Vorrücken bis nach Kaschau (heute Kosice / Slowakei). Schwendi kämpft bis 1568 erfolgreich gegen den Woiwoden von Siebenbürgen, Johann Sigismund Zapolya, wie die mit ihm verbündeten Türken.
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01.02.1565 - Aufbruch zur Eroberung von Stadt und Feste Tokay.
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11.02.1565 - Eroberung der Feste Tokay mit 4000 Fässern Tokayerweines. Der Reiterharnisch Schwendis befindet sich heute im Kunsthistorischen Museum in Wien. Schwendi verfasst ein „Gutachten über den Türkenkrieg“.
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1566 - Türken greifen erneut an. Bei Labacka schlägt Schwendi das türkische Korps und erobert drei Schlösser.
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April 1567 - Beginn der Friedensverhandlungen.
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1568 - Schwendi bemüht sich um die Sicherung der Grenzen und die Neuordnung der Verwaltung der Zips. Er führt auf einer lutherischen Synode zu Kaschau selbst den Vorsitz.
Nachdem in Adrianopel ein Waffenstillstand abgeschlossen wurde, schied Schwendi aus dem kaiserlichen Dienst aus und begibt sich nach Wien.
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29.10.1568 - Schwendi wird vom Kaiser Maximilian II. zum erblichen Reichfreiherrn von Landsberg erhoben. Der Titel wird 1572 in Reichsfreiherr von Hohenlandsberg umgewandelt.
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August 1569 - Schwendi kehrt auf seine Herrschaften am Oberrhein zurück.
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Nov. 1569 - An der Spitze von 40 Reitern hält der „Türkensieger“ in Kientzheim im Elsass seinen Einzug.
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05.03.1570 - Denkschrift an den Kaiser: „Discurs und Bedenken über jetzigen Stand und Wesen des heiligen Reichs, unsers lieben Vaterlands“. Schwendi fordert, den Religionsfrieden zu achten und durch kaiserliche Vermittlung zwischen den beiden Religionsparteien besseres Vertrauen herzustellen.
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1572 - Tod der Anna von Schwendi, geborene Böcklin von Böcklinsaus. Anna wird in der Villinger-/Böcklin Kapelle im Freiburger Münster beigesetzt.
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1572 - Schwendi erwirbt die Herrschaft und Schloss Kirchhofen mit den Dörfern Kirchhofen, Ehrenstetten, Oberambringen und Unterambringen.
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Okt. 1573 - Heirat mit evangelischen Gräfin Eleonore von Zimmern. In seinem Testament vermacht Schwendi seiner zweiten Ehefrau das Schloss im habsburgischen Burkheim als Witwensitz. Gräfin Eleonore zieht regelmäßig sonntags mit ihrem Gefolge ins benachbarte markgräflich badische Bischoffingen, um dort den evangelischen Gottesdienst zu besuchen. Schwendi setzt teilweise auch protestantische Amtsleute ein und erklärt, dass er darin kein Problem sehe, solange diese ihre Arbeit korrekt verrichteten.
1573 - Schwendi erhält die Reichsvogtei Kaysersberg übertragen.
1574 - Schwendi stiftet das Spital in Burkheim am Kaiserstuhl.
15.05.1574 - Denkschrift „Bedenken oder Discurs von Regierung des hlg. Reichs und Freistellung der Religion“ datiert in Kientzheim.
1575 - Schwendi versucht, seiner Herrschaft Triberg einen Wochenmarkt einzurichten.
19.03.1575 - Kientzheimer Vertrag: Schwendi als Schiedsrichter zwischen den Konfessionen in Münster im Münstertal.
1575 - In einer Eingabe an den Regensburger Kurfürstentag schlugen die Biberacher Evangelischen den „wohlunterrichteten Lazarus von Schwendi als Mitglied einer nach Biberach zu entsendenden Kommission vor, um die Spannungen zwischen den beiden Konfessionen in Biberach auszugleichen.
1576 - Tod Kaiser Maximilian II. Ihm folgt sein Sohn Rudolf II. als Kaiser.
08.10.1576 - Reichstag zu Regensburg.
1577 - Landesherrliche Übergabe der Herrschaft Kirchhofen an Schwendi.
16.09.1578 - Stiftungsbrief des Kirchhofer Spitals.
03.12.1578 - Stiftungsurkunde für das bestehende Triberger Spital und Gutleuthaus, dem Schwendi eine Geldsumme zur Verfügung stellt. Die Armen und Sondersiechen erhalten von der Herrschafts-Frohn aus dem Schloss Triberg zehn Klafter Brennholz.
28.07.1581 - „Ordnung wie es im Spital und Siechhaus allhie zu Triberg und mit desselbigen Einkommen und geföllen gehalten werden solle“.
18.05.1582 - Schwendi lässt den Laurentius-Markt in Ehrenstetten wieder aufleben.
1582/83 - Gichtanfälle während des Winters.
27.05.1583 - Mit 61 Jahren stirbt Schwendi auf Schloss Kirchhofen (Gemeinde Ehrenkirchen, Breisgau). In seinem Testament bestimmt er, man möge ihn in Kientzheim „ehrlich und christlich bestatten“. Es sollen am Ort seines Begräbnisses ein ewiger Jahrtag mit christlichem Gottesdienst, Predigen und Gebeten zur Erhaltung seines Gedächtnisses celebriert und dabei die Armen mit einer Spende mildiglich bedacht werden. In seinem Testament setzt er eine nicht unbedeutende Summe für Studierende aus. Die Epitaphe des Lazarus von Schwendi und seines Sohnes Hans Wilhelm († 19.01.1609) sind in der Kientzheimer Kirche an der Seitenwand angebracht.